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Fluthilfe

Viele Orte in unserem Pastoralen Raum waren von der Flutkatastrophe vom 14./.15. Juli 2021 betroffen und noch immer kämpfen etliche Menschen mit den Folgen. Auf dieser Seite verweisen wir auf Unterstützungsangebote:

Gebet eines Eifel-Pastors

inmitten des Grauens der Flut-Katastrophe


„Wo warst du, allmächtiger und großer Gott,
in dieser grauenvollen Nacht im Juli 2021?“
D i e  Frage, die ich mir ungezählte Male gestellt
und die ich immer wieder an dich gerichtet habe.
D i e  Frage, die mir von den verzweifelten Menschen
unendlich oft - und teils verbittert - gestellt wurde,
weil nach dem 14. Juli nichts mehr war,
wie es bis dahin war in unserem Ahrtal
- und in anderen Regionen - an vielen anderen Orten?

Wie soll es - ja, kann es überhaupt - weitergehen?            
Wer soll in diesem Chaos und totalen Untergang
einen Weg oder gar einen neuen Anfang finden?
Wie konnte unser beschauliches Bächlein
- unsere doch so friedliche und geliebte Ahr -
in wenigen Stunden ein tobendes Ungeheuer werden,
das in seiner Gier alles zerstörte und platt machte -
das so viele Menschen in den Tod gerissen hat?
Ja, ich frage immer noch - wie so viele andere auch:
„Wo warst du Gott?“

War - oder ist es dir egal - interessiert es dich nicht,         
dass wir in dieser furchtbaren, zerstörerischen Nacht
aufs Schlimmste „unter die Räuber gefallen sind“?
Die Auflistung meiner - unserer - quälenden Fragen
könnte ich noch unendlich lange weiterführen:
- ich - und wir - kämen einfach an kein Ende.
Auch jetzt - ein Jahr nach dieser Horror-Nacht gelten
die quälenden Fragen – „geboren“ in all dem Schlamm,
in Trümmer-Bergen und Verzweiflung - immer noch!
Auf die wenigsten gibt es bisher eine klare Antwort -
Tag für Tag kommen neue und unbeantwortete dazu -
machen weiterhin ratlos, betroffen und auch wütend.

Ja - ich frage dich nach einem Jahre immer noch:            
„Gott, wo warst du in dieser unheilvollen Nacht“?
Und doch:  Langsam keimt wieder Hoffnung, Zuversicht.
Der Mut, die Ausdauer und die Kraft „es anzupacken“
ist überall zu spüren - und trägt greifbare Früchte.
Dabei wäre für die betroffenen Menschen ganz sicher
Vieles einfacher und vor allen Dingen ermutigender,
wenn der „Amtsschimmel“ nicht so laut wiehern“ würde
- wenn die von so vielen Seiten lauthals versprochene
„schnelle und unbürokratische Hilfe“ Wirklichkeit wäre.

Bei allem Unheil, allem Untergang - und sogar Sterben,         
war es tröstlich - hat es bestärkt, ermutigt und geholfen -
zu erleben, dass umgehend unendlich viele „Samariter“
bei uns waren, nachdem wir so brutal und grausam
in der Nacht zuvor „unter die Räuber gefallen“ waren.
Menschen, die „nicht tatenlos weiter gegangen sind“,
sondern sich „aus allen Ecken“ auf den Weg gemacht haben: -
um uns zu helfen - zu heilen - zu trösten - anzupacken,
- um die schlimmsten „Wunden“ zu versorgen
- um ein wenig „Ordnung“ in das Chaos zu bringen.
Und jetzt - ein Jahr nach dem totalen Untergang?            
- Das Dunkel dieser schwarzen Nacht wird schwächer -
- Von Tag zu Tag wird es klarer - ein wenig heller -
- Die Trümmerberge werden kleiner und weniger -
- Der Wieder-Aufbau hat unübersehbar begonnen -
- Das „Leben“ beginnt sich zu normalisieren
  - die Menschen „kehren in ihr Leben zurück“.
Und doch bewegt mich - uns - immer noch die Frage:
„Gott, wo warst du in dieser barbarischen Nacht“?
Doch meine unverhohlenen Vorwürfe dir gegenüber -
mein „abrechnen“ und „hadern“ mit dir - wird geringer.
Ich verstehe inzwischen, dass es ein Stück weit nicht         
fair war, dir „die Schuld in die Schuhe“ zu schieben
für diese grausame und unbegreifliche Natur-Katastrophe,
die all unsere Pläne nieder-gewalzt und vernichtet hat
--- und die unendlich viele Herzen und Seelen
     brutal geschunden oder gar zerbrochen hat.
Ich bitte dich ehrlich und von Herzen um Nachsicht,
wenn ich zu hart mit dir „ins Gericht gegangen“ bin.  

Aber du musst auch verstehen, dass ich - dass wir -
in all diesem Chaos - in diesem totalen Untergang -
in unserer Hilflosigkeit - bei all diesen grässlichen Wunden -
zuerst einmal dich - den „allmächtigen Gott“ - für dieses         
unbegreifliche Drama verantwortlich gemacht haben ---
und dabei übersehen haben - es auch nicht sehen wollten -
dass wir - die Menschheit insgesamt -
unseren Teil zu dieser Katastrophe beigetragen haben:
Über Jahrhunderte haben wir deine Schöpfung - unsere Heimat -
mit „Füßen getreten“ - sie ausgebeutet statt bewahrt -
und „ihre Bedürfnisse“ einfach missachtet.
Wenn die Frage: „Wo warst du Gott“? auch immer noch im Raum steht,
so weiß ich dennoch:  wir dürfen uns trotz allem darauf einlassen,
dass du immer bei uns bist + unseren (neuen) Weg begleitest.

(Michael Schäfer)