Das Kloster St. Leodegar in Niederehe (Eifel)
Von Professor Dr. Ferdinand Pauly, chronologisiert und aktualisiert von I. Berens
947 – 971 Ort Niederehe erstmals als „Hiea“ urkundlich erwähnt in einem Tauschvertrag des 11. Prümer Klosterabts Ingramnus. 1148 ist Niederehe schon Pfarrort für die Umgebung. 1175: Die Söhne Heinrichs I. von Kerpen, Albero, Alexander und Dietrich, sowie deren Schwestern bauen auf ihrem Grund ein Kloster für adelige Jungfrauen nach der Augustinerregel. Das Kloster bekommt an zahlreichen Orten Besitzungen, und ist daher wirtschaftlich gut gestellt.
Der Kölner Erzbischof Heinrich unterstellt 1226 das Frauenkloster Niederehe der Aufsicht der Prämonstratenserabtei Steinfeld. Damit war die Übernahme der Prämonstratenser regel verbunden. Die Zahl der Mitglieder (Nonnen) wurde auf 25 Mitglieder beschränkt.
Im 13. Jh. - 14. Jh. Vermehrte sich das ursprünglich kärgliche Stiftungsgut, durch Schenkungen des Adels, beträchtlich. Im Jahre 1322 bewilligen von Avignon aus Aegidius, Patriarch von Jerusalem und andere Bischöfe, den „Monasterio Sti. Leodegari“ ( zahlreiche Ablässe ). Ein großer Zustrom von Pilgern und Wallfahrern setzt bald ein. Wohlhabenheit und schlechte Verwaltung lassen die Klosterzucht absinken. Alsbald treten Schulden an die Stelle bisheriger Überschüsse. Anfang des 15. Jh. tritt Friedrich von Sombreff, Herr zu Kerpen, als Nachfolger der Stifterfamilie sein Amt an und schlägt die Aufhebung des Frauenklosters und eine Besetzung mit Chorherren aus Steinfeld vor. Er kann damit nicht durchdringen, da die Angehörigen der Schwestern Einspruch erheben.
Dann im Jahre 1475 vernichtet ein großer Brand das Klostergebäude und einen Teil der Kirche. Man sieht darin eine Strafe des Himmels für die eingerissenen Missstände.
1485 wird als Hausgeistlicher nicht mehr ein Prömonstratenser aus Steinfeld, sondern der Weltpriester Johannes Knauf aus Habscheid eingesetzt. Steinfeld scheint an Niederehe nicht mehr interessiert zu sein.
1505: Ein Menschenalter nach dem Brand, kommt es doch zu der bereits früher erstrebten Umwandlung. Sie erfolgt in Zusammenarbeit zwischen Dietrich von Manderscheid-Schleiden (und seiner Gemahlin Margarethe von Sombreff) mit der Abtei Steinfeld. Am 22. August 1505 wird die wiederhergestellte Kirche durch den Kölner Weihbischof konsekriert und 1507 der Neubau des Klosters vollendet, in das Prämonstratenser aus Steinfeld, unter Leitung eines Priors, einziehen.
1541: Die Herren von Manderscheid-Schleiden betrachten sich als Erben des Herren von Sombreff und damit der Stifter aus dem Geschlecht der Herren von Kerpen. Gegen den Widerstand der Abtei Steinfeld, betreiben sie beim päpstlichen Gesandten in Regensburg, die Zustimmung zur Verlegung des Klosters von Niederehe nach Schleiden, dringen damit jedoch nicht durch. Dann wird im Jahre 1567 der Bestand des Klosters ernstlich bedroht, als die Herren von Manderscheid-Schleiden sich zur Konfession bekennen und diese in ihrem Herrschaftsbereich durchzusetzen versuchen. Den Prämonstratensern in Niederehe wird mitgeteilt, wenn sie im Kloster bleiben wollen, müssten sie sich zur lutherischen Reformation bekennen. Der Konvent und der Abt von Steinfeld erheben Einspruch gegen diese Forderung, müssen es aber hinnehmen, dass der Landesherr im Jahr 1569 einen lutherischen Prediger nach Niederehe setzt. Die Kirche wird geteilt und das Schiff der lutherischen Gemeinde zugewiesen, während die Abtei Steinfeld bzw. die katholische Gemeinde in Niederehe im Besitz des geräumigen Chores bleibt.
Erst 1593 ändert sich dies, als durch Tod des kinderlosen Dietrich VI. von Manderscheid-Schleiden, das Kloster und die Pfarrei in den Besitz des Grafen Philipp von der Mark kommt. Sein Grabmal und das seiner Gemahlin Katharina von Manderscheid-Schleiden (Schwester Dietrich VI.) befindet sich heute noch im Seitenschiff der Kirche. Die Prämonstratenser
nehmen am 10. Oktober 1593 unter dem Prior Michael Wehr Kirche und Kloster wieder in Besitz. Neuer Wohlstand kehrt im Kloster ein. Somit kommt im Jahre 1715 Balthasar König, Orgelmacher, aus Münstereifel nach Niederehe, er baut sein Erstlingswerk in der Klosterkirche auf. (1998 wurde die Barockorgel durch den Orgelbauer Hubert Fasen aus Oberbettingen umfangreich restauriert. Seitdem finden regelmäßig Orgelkonzerte St. Leodegar statt.)
Von 1776-1782 erfolgt, unter dem Prior Gottfried Wachendorf, ein vollständiger Neubau des Westflügels, der nach einem Brand zerstört wurde. Letzter Prior und Rämonstratenserpfarrer in Niederehe ist Eberwin Eschweiler.
1803 löst Napoleon I. das Kloster auf und versteigert 1804 die Klostergüter, lediglich die Kirche und ein Teil des Klostergebäudes verbleiben der Pfarrgemeinde. Der Kloster Kirche-Bering wurde 1985 zur Denkmalzone erklärt.
Zur alten Pfarrei Niederehe gehören seit 1197 die Filialorte Kerpen, Loogh und Heyroth. Ursprünglich gehört die Pfarrei zum Eifeldekanat, das der Erzdiözese Köln untersteht. Im Jahre 1821 wird sie trierisch und 1859 dem Dekanat Hillesheim zugeteilt.
Balthasar König Orgel
Die ehemalige Klosterkirche St. Leodegar in Niederehe birgt einen einzigartigen Schatz:
Die Kirchenorgel des berühmten Orgelbaumeisters Balthasar König.
Das Barocke Kleinod wurde im Jahr 1715 als erstes Werk Königs in Niederehe errichtet und ist die älteste Kirchenorgel in Rheinland-Pfalz.
Orgelkonzerte finden ca. 4 mal im Jahr statt. Orgelfreunde der „kleinen Königin“ in Niederehe, können sich über anstehende und zukünftige Konzerte in Niederehe, unter www.orgel-niederehe.de informieren. Bitte melden Sie sich auch dort für den Newsletter an.
Die Organisationsleitung hat Herr Dr. med. Kai Becker.
Über das Kath. Pfarramt Niederehe sind verschiedene CD's zu beziehen.
- "Von Andrieu bis Zipoli". CD 73 Min. Orgel:: Josef Eich Preis 13,50 € zzgl. Porto
- Johann Mattheson "Les doits parlans" "Die wohlklingende Fingersprache" Orgel: Gerd Zacher, Preis: 17,50 € zzgl. Porto.
- Johann Caspar Ferdinand Fischer: "Blumenstrauß". Das gesamte Orgelwerk des Komponisten auf einer CD. Srge Schoonbroodt. Preis 17,50 € zzgl. Porto.
- Johann Caspar Kerll (1627-1693) "Scaramuza" Léon Berben an der Balthasar-König-Orgel. Preis 17,50 € zzgl. Porto.
- Eine besondere Orgel CD ist zum 300-jährigen Jubiläum erhältlich:Zum Orgeljubiläum ist die Orgel-CD, eingespielt von Josef Still, Domorganist in Trier, neu aufgelegt worden. Sie ist zum Preis von 15 € im Pfarrbüro erhältlich und ist sicherlich nicht nur schön zum selber hören, sondern auch ein schönes Geschenk. Gerne verschicken wir die CD auch für Sie.
Bei Interesse wenden Sie sich gerne telefonisch oder persönlich ans Pfarrbüro unter 02696-1307.
Vierzehn Nothelfer
Filiale Loogh
Geschichtlich wurde der Ort Loogh - mit heute 100 Einwohnern - bereits 1218 durch eine Schenkung von zwei Hofstätten, den Keulen-Häusern, durch die Herren von Kerpen an das Kloster in Niederehe erstmalig urkundlich erwähnt.
Naturfreunden ist der Ort Loogh durch sein Wacholder-Naturschutzgebiet am Hönsel-Berg mit seiner seltenen Blumen- und Pflanzenwelt, darunter viele Orchideenarten, bekannt. Ruhe, Beschaulichkeit und Natur bietet der Ort; sowie die Möglichkeit, auf schönen Wanderwegen durch Wiesentäler und Wälder die Schönheit der Eifel zu erkunden. Alle 2 Jahre findet ein Dorffest statt.
Hl. Stephanus und Hl. Sebastianus
Kerpen
Die heutige Kapelle z.E. der hl. Stephanus und Sebastianus ( so schon 1703 ), Anfang des 16. Jh. als Schlosskapelle erbaut, hat gewiss eine Vorgängerin gehabt, dann 1486 wird Johann v. Gillenfeld als Rektor der St. Johannes-Baptistenkapelle erwähnt; 1496 quittiert Johann Heydendall, Priester der Vorburgskapelle z.E. des hl. Johannes Baptist in Kerpen, von Ww. Kath. v. Mirbach 20 Gulden für eine Jahrmesse empfangen zu haben. Diese Kleriker waren somit Burgkapläne wie die später genannten, die ein gutes Einkommen, wie z.B. Thiel 100 Taler, bezogen.
Die Anlage, wohl 1645 und nochmals 1903 renoviert, ist durch eine Mittelsäule zweischiffig gestaltet. Das gerade geschlossene Chor ist im Lichten 7,08 m breit und 4,30 m tief, das Schiff 10,12 m lang und 7,58 m breit.
Der große Mittelschlussstein trägt die Muttergottes als Himmelskönigin; links auf dem Gurt das Wappen des 1551 verstorbenen Grafen Diedrich v. Manderscheid, der 1506 die Magaretha v. Sombreff als Gattin heimgeführt hatte und der wohl der Erbauer unserer Kapelle gewesen ist.
Der Hochaltar, Holz, ein Säulenaltar von 1791, ist Nachfolger eines 1665 gestifteten neuen Altares.
1719 ist ein Seitenaltar vorhanden, heute deren zwei mit Ölgemälden, das Martyrium der hh. Stephanus und Sebastianus darstellend, die Meister Osterspey in Antweiler vor 1778 geliefert hatte. Die Kanzel kam 1789, das Gestühl wohl 1681; dann noch zwei kleinere Holzfiguren. Die Kapelle war 1830 im Besitz zweier Glocken von 1674 und 1732; die Inschriften lauteten: Anno 1674 Joannes Wickroth me fecit; die zweite größere: Diese Glocke verehrte die Gemeinde zu Kerpen in der Eifel zu Gottes Ehr. Michael Koll hat mich gegossen in Coeln anno 1732.
Da eine unbrauchbar geworden, lieferte Mabillon* 1872 eine neue. Beide gingen im 2. Weltkrieg verloren und wurden durch zwei Stahlglocken ersetzt.
1975/76 wurde die Kapelle vorbildlich renoviert und teilweise umgestaltet.
Heyroth
Die St. Antoniuskapelle in der Filiale Heyroth wurde 1745/47 erbaut, als einfach geputzter Bruchsteinbau, im Lichten 5,45 m breit und mit dem dreiseitigen Chorschluß 10,95 m lang. Das Innere der Kapelle ist im "spätem Bauernbarock"geschaffen. Auf dem Hauptaltar aus dem 18. Jahrhundert steht, eingefaßt von zwei verzierten Säulen, ein Ölgemälde des hl. Antonius. Rechts und links davon befinden sich Holzfiguren des hl. Antonius und der hl. Katharina. Den oberen Abschluß des Altares bildet die Figur der Muttergottes mit dem Kind in einer Strahlenglorie; ihr zu Füßen knien Engel. Auch der Altartisch weist ein Gemälde des Kirchenpatrons St. Antonius auf. In den Altar eingearbeitet sind Reliquien der hl. Ursula und Gefährtinnen. An den Seitenwänden rechts und links vom Altar befinden sich Figuren der Muttergottes und des hl. Hermann Josef.
Über dem Eingang stand eine Holzfigur des Kirchenpatrons, diese musste 1996 durch eine nachmodellierte Figur aus Mainsandstein ersetzt werden.(Künstler Christoph Fischbach)
Auch die Kirchenbänke, mit kunstvollen Schnitzereien versehen, sind noch aus dem 18. Jahrhundert.
Die sechs Rundbogenfenster mit Bildern der hl. Mauritius, Katharina, Elisabeth, Antonius, Aloisius und Isidor wurden in den 20er Jahren zu Ehren der Gefallenen des ersten Weltkrieges gestiftet.